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„Ich sitze täglich 15 Stunden am Computer“Andreas Neuhäuser, der von Geburt an körperbehindert ist: „Mein Leben ist der PC“ Für sieben Vereine hat Andy Neuhäuser eine Homepage entwickelt und er sorgt akribisch für die Pflege. Für ihn ist es ein Stück Selbstbestätigung und praktizierte Lebensbewältigung.
Sauerstoffmangel bei der Geburt führte zur Behinderung. Die Körperbehinderung hat sich beim heute 44-jährigen mit den Jahren ausgewachsen, die Motorik verschlechtert. Trotzdem sagt Andy selbstbewusst im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich habe es allen gezeigt.“ Heute ist Neuhäuser eine gefragte Adresse in punkto „Homepage“. Für den Albverein, den Sängerbund, für die Schlaggawäscher, den Heimatverein und für die Skischule hat er eine Internetseite erstellt. „Damals war alles noch viel besser mit der Motorik“, erinnert sich Andy Neuhäuser an die Zeit im Carl-Zeiss-Kindergarten und an die Grundschulzeit im Dreißental. Er wird nachdenklich. „Nach der Grundschulzeit wollte mich keiner“, meint er. Er wollte aufs Gymnasium oder an die Realschule, aber wegen seinem geringeren Arbeitstempo infolge der Körperbehinderung wurde die Aufnahme versagt. Aber für Andy Neuhäuser galt damals dasselbe wie heute, da bald wieder eine schwierige Hüftgelenkoperation ansteht: „Blick nach vorn, die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Andy machte seinen Realschulabschluss am Reha-Zentrum in Neckargemünd bei Heidelberg und wurde dort zum EDV-Kaufmann ausgebildet. Danach schien wieder ein Genickschlag zu drohen. „Gut 100 Bewerbungen habe ich geschrieben, keiner wollte mich“, schaut er zurück. Durch persönliche Fürsprache wurde er dann 1985 mit einer halben Planstelle als Programmierer bei der Firma Carl Zeiss übernommen. „Die Herren haben mich unterschätzt, ich habe mich in der Folgezeit ständig emporgearbeitet“, betont Neuhäuser. Seit drei Jahren arbeitet er jetzt bei der Firma Hewlett-Packard im Zeiss-Areal in Oberkochen. „In der Firma sitze ich acht Stunden am Computer, zu Hause kommen sieben Stunden hinzu“, verweist Andy auf seine ehrenamtliche Tätigkeit als „Homepage-Maker.“ Diese „Karriere“ begann zu der Zeit, als sich Neuhäuser von einer großen Lendenwirbel-Operation erholte. So ganz im Stillen, knieend, weil er ein halbes Jahr nicht sitzen durfte, machte er sich dran, für die Älbler eine Homepage zu entwerfen. „Die Kenntnisse zum Programmieren habe ich mir selbst aus diversen Computer-Magazinen angeeignet“, betont er. Immer mehr Vereine kamen auf ihn zu. Alles sind voll des Lobes: „Der Andy wird´s schon richten . . .“. Gottfroh sei der Heimatverein, einen solch fundierten Webmaster zu haben, sagt Vorsitzender Dietrich Bantel. Voll ausgelastet ist Neuhäuser heute. Anfragen weiterer Vereine muss er abschlägig beantworten. Man müsse die Seiten ja auch pflegen. Demnächst macht er sich daran, die Homepage des Sängerbunds aufzumotzen. „Der Martin Balle hat mich darum gebeten“, grinst Andy, der bekennt: „Mein Leben ist nicht leicht, aber dank meiner noch rüstigen Eltern und guter Freunde mache ich das Beste draus.“ Und er setzt hinzu: „Mein Leben ist der Computer, da finde ich Erfüllung.“ Eine zweite Leidenschaft sind Reisen, zusammen mit anderen behinderten Menschen. „Ich war schon auf jedem Kontinent“, meint Andy nicht ohne Stolz. Brasilien und die USA hätten ihm besonders gefallen. Beeindruckt hat ihn in den USA die behindertengerechte Infrastruktur in allen Bereichen. In China sei das sehr schwierig gewesen. Dann wird Andy ein wenig nachdenklich: „In vier Wochen werde ich an der Hüfte operiert, da habe ich richtig Angst.“ Lachend fügt er aber gleich bei: „Den Laptop nehme ich ins Krankenhaus ganz bestimmt mit.“ Lothar Schell, SchwäbPo |